Geschichte

1. Allgemeine Informationen zum Fach Geschichte

„Geschichte ist, was einmal war.“ Diese Definition ist für viele Schüler der Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit dem Fach Geschichte. Doch auch wenn man sich im Fach Geschichte sicherlich grundsätzlich mit Vergangenem beschäftigt, so ist „Geschichte“ nicht mit „Vergangenheit“ gleichzusetzen, da sie vergangene Ereignisse und Handlungen nur (re-)konstruieren kann (vgl. Robert Rauh, „Methodentrainer Geschichte“, Cornelsen-Verlag 2010, S.7/8).

„Zentrale Aufgabe des Geschichtsunterrichts ist die Anbahnung und Entwicklung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins, das die drei Zeitebenen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so miteinander in Verbindung setzt, dass junge Menschen historisch denken lernen und dabei sukzessive zu differenzierten historisch-politischen Urteilen gelangen.“  (KLP Geschichte Sek I, 2019, S. 8)

In der Orientierungsstufe (Klasse 6) sowie in den Klassen 8, 9 und 10 erhalten alle SchülerInnen 2 Stunden im Fach Geschichte. In der Oberstufe wird Geschichte im gesellschaftlichen Bereich entweder als 5-stündiger Leistungskurs oder als 3-stündiger Grundkurs angeboten und kann als schriftliches oder mündliches Abiturfach im Zentralabitur gewählt werden.

2. Besonderheiten – bilingualer Zweig, Neigungsfach Geschichte

Wir unterrichten ab der Mittelstufe Erdkunde (ab Stufe 7), Geschichte und Politik (ab Stufe 8) in der englischen Sprache. Der bilinguale Sachfachunterricht richtet sich an sprachlich besonders begabte und interessierte SchülerInnen und ist ein freiwilliges Angebot. Er findet im klassenübergreifenden Kursunterricht statt.  Der Unterricht im bilingualen Sachfach wird im Anfangsjahr 3-stündig erteilt. In Klasse 9 werden Geschichte, Erdkunde und Politik 2-stündig unterrichtet.  In der Oberstufe kann ein bilinguales Abitur erworben werden: Voraussetzung dafür sind ein Leistungskurs Englisch und ein bilingualer Grundkurs als drittes oder viertes Abiturfach.

In den Klassen 5, 6 und 7 bieten wir Geschichte als Neigungsfach an. Die SchülerInnen bearbeiten in kleinen Lerngruppen Themen, die außerhalb der gewöhnlichen Unterrichtsinhalte liegen und insbesondere Interessen fördern (z. B Beschäftigung mit der eigenen Biographie/Geschichte, Geschichte der eigenen Stadt/Stadtteils,  Lesen eines  historischen Kinder/Jugendromans). Das Neigungsfach wird für ein Schuljahr gewählt und an einem Tag in der Woche einstündig unterrichtet.

3. Unterrichtsmaterial

Grundlage des Geschichtsunterrichts sind in allen Stufen Lehrwerke zur Förderung aller Kompetenzen.

  • Sachkompetenz (Begriffe, geschichtliche Ereignisse, Prozesse und Strukturen)
  • Methodenkompetenz (Informationen beschaffen und auswerten, Analyse von Quellen und Sekundärliteratur)
  • Urteilskompetenz (Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen, Kriterien der Beurteilung und Fähigkeit, an Deutungsprozessen kompetent teilzunehmen)
  • Handlungskompetenz (kritische Auseinandersetzung mit Deutungen und selber an Deutungsprozessen teilnehmen, lebensweltliche Anwendung)

In der Unterstufe wird aktuell das Lehrwerk „Forum Geschichte“ verwendet, in der Oberstufe das Lehrwerk „Zeiten und Menschen“ (EF, GK, LK). Die bilingualen Kurse arbeiten in der Mittelstufe mit englischsprachigen Themenheften aus der Reihe „Invitation to History“, die den Richtlinien des Kernlehrplans entsprechen. Dies ist von Bedeutung, da nicht jede(r) SchülerIn in der Oberstufe ein bilinguales Abitur ablegen möchte. Ein Wechsel in der Oberstufe in einen deutschsprachigen Kurs ist daher problemlos möglich.  SchülerInnen, die Geschichte als bilinguales Sachfach in der Oberstufe wählen, arbeiten mit dem Bänden der Serie „Connect…History For Bilingual Classes“. Insbesondere in der Oberstufe wird dieses Material um Darstellungen, Quellen und Kommentare zu aktuellen Ereignissen  ergänzt.

4. Aktivitäten – Fahrten, Projekte

Um das Fach Geschichte vor Ort erlebbar zu machen, führen wir eine Reihe von Exkursionen durch. In der Erprobungsstufe sind wir in diesem Rahmen bereits mehrfach nach Xanten in den Archäologischen Park (APX)  gefahren um uns dort mit dem Leben der Römer am Niederrhein vertraut zu machen. 

Bereits seit 2012 finden regelmäßige Fahrten der Jahrgangsstufe 9 nach Münster statt. Der heutige Geschichtsort Villa ten Hompel – ehemalige Fabrikantenvilla, Sitz der Ordnungspolizei im Nationalsozialismus, Ort der Entnazifizierung und Dezernat für Wiedergutmachung im Nachkriegsdeutschland – bietet heute Raum für die Auseinandersetzung mit geschichtlichen und aktuellen Themen zwischen Erinnerungskultur und Demokratieförderung am historischen Ort. Die SchülerInnnen nehmen am Workshop zum Thema ‚Demokratie – Dschungel‘ teil.

In der Oberstufe (Q1) haben die SchülerInnen der Geschichtskurse die Möglichkeit, an einer freiwilligen dreitägigen Fahrt nach Weimar teilzunehmen. Auf dem Programm stehen die Besichtigung der Wartburg in Eisenach, eine Stadtführung durch die Stadt der großen deutschen Dichter und Denker sowie ein Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald. Auf engem Raum gedrängt steht Weimar repräsentativ für Höhen und Tiefen der deutschen Vergangenheit.

Durch die Vorbereitung der Fahrt in einem Seminar in den Räumen der Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ in Gelsenkirchen-Erle erfahren die SchülerInnen, dass es in Gelsenkirchen im Dritten Reich das Außenlager Gelsenberg, ein Außenlager des KZ Buchenwald, gab. Aus der Anonymität des Geschichtsbuches herausgelöst wird die Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus zu Geschichte vor Ort.

Und ein solcher Ort ist auch die Dokumentationsstätte “Gelsenkirchen im Nationalsozialismus” selbst. Sie  wurde am 8. Mai 1994 an einem der wenigen erhaltenen historischen Orte aus der Zeit des “Dritten Reiches” in Gelsenkirchen eröffnet und befindet sich in einem ehemaligen Polizeigebäude von 1907. Während der NS-Zeit war das Haus unter anderem Sitz der NSDAP-Ortsgruppeleitung Buer-Erle. Kern der Dokumentationsstätte ist seither eine Dauerausstellung, die sich  schwerpunktmäßig in sieben Räumen mit der Geschichte des nationalsozialistischen Regimes am Beispiel der Stadt Gelsenkirchen auseinandersetzt.

Mit unseren Bildungspartnern ergänzen wir das Fach Geschichte am Gauß mit einem lebendigen, regional vernetzten Angebot des Austausches mit Experten an außergewöhnlichen Lernorten.

2018 boten wir erstmalig eine 5-tägige deutsch-polnische Jugendbegegnung in Kreisau für eine Gruppe von SchülerInnen der Stufen 9 bis EF an. Die Internationale Jugendbegegnungsstätte „Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung“ liegt in dem polnischen 200-Einwohner-Dorf Krzyżowa rund 60 Kilometer südwestlich von Breslau. Im ehemaligen Familiensitz der Familie von Moltke (Kreisauer Kreis /Widerstand gegen den Nationalsozialismus) trafen wir polnische Jugendliche.  Themenschwerpunkte der Begegnung sind:

  • Europäische Verständigung durch die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte von Widerstand und Opposition im 20. Jahrhundert
  • Individuelles Verantwortungsbewusstsein als Voraussetzung für eine demokratische, europäische Bürgergesellschaft

Neben der thematischen Arbeit ist die Begegnung mit den Jugendlichen aus europäischen Partnerstaaten zentral,  da der Kontakt zu Gleichaltrigen hilft Vorurteile abzubauen und echte Begegnungen auf Augenhöhe zu ermöglichen.